…Florian Steiner

Als Anfang Oktober diesen Jahres die Nachricht die Öffentlichkeit erreichte, dass Florian Steiner sein wunderbares Kaffeehaus in der Lutherstraße Ende des Jahres schließen würde, erschütterte diese Meldung ganz Heidelberg, verdutzte nicht wenige Kenner der gastronomischen Szene und überraschte insbesondere Kaffeeliebhaber aus Neuenheim sehr kalt. Ein Café, was immer gut besucht ist, mit seinem Charme und seiner Authentizität viele Stammgäste und neue Gesichter in seinen Bann zieht und mit Qualität und Wärme versorgt, wird auf seinem Höhepunkt geschlossen! Da wurde der Löffelmeter neugierig, packte Stift und Papier und traf sich mit dem deutschen Röstmeister von 2009 bei einem gepflegten Espresso vor seinem Kaffeehaus in Neuenheim.

Löffelmeter: „Wie kam es zu der Entscheidung das Kaffeehaus zu schließen?“

F. Steiner: „Also die Schließung des Kaffeehauses war kein kurzer Einfall, sondern war ein sehr langer Prozess mit vielen Bedenken und natürlich auch Ängsten, denn es hat mich natürlich zu dem gemacht, was ich bin und dafür bin ich sehr dankbar. Wir sind in der Zeit, als ich zwischenzeitlich extern rösten ließ, extrem gewachsen und zu einer Anlaufstelle geworden, da meine Frau und ich uns sehr um den Cafébetrieb kümmern konnten. Und obwohl ich eigentlich nicht der Kaffeehaus-Typ bin, weil es für mich persönlich eine zu starre, monotone Sache ist, habe ich das Kaffeehaus mit viel Menschlichkeit und Liebe geführt. Wenn man sich für so etwas entscheidet, dann muss man das auch verdammt noch mal durchziehen, und nicht auf Anti gehen, wo der Gast dann plötzlich dein Feind ist. Das kann es nicht sein! Und die Menschen, die zu uns kommen, merken, dass wir hier im Kaffeehaus alle sehr menschlich sind.“

Nach einer kurzen Pause ergänzte er ernst „Der Alltag hat nur vierundzwanzig Stunden. Wir haben die mobile Cafébar und das Catering, wir haben dieses Kaffeehaus in Neuenheim und seit anderthalb Jahren röste ich wieder selber in der Altstadt…Wir, meine Familie und ich, sind am Ende. Wir haben keine Zeit mehr für Nichts. Wenn ich morgens von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr röste und danach hier im Café meine Schicht antrete, bleibt alles im Büro liegen. Ich sag euch: Nach neun Jahren ist das kein Leben mehr. Wir brauchen eine Verschnaufpause und daher haben meine Frau und ich uns entschlossen das Kaffeehaus zu schließen.“

Löffelmeter: „Eine sehr kräftezehrende Aufgabe, dreispurig zu fahren und gleichzeitig die Qualität aufrecht zu halten.“

F. Steiner: „Exakt! Und gerade das Kaffeehaus ist sehr betreuungsintensiv. Der administrative Aufwand, Personalkosten etc. und wenn deine Angestelltem im Urlaub sind, muss man selber arbeiten. Das ist sehr anstrengend. Zudem würde ich gerne den Umsatz gerne punktueller abrufen. Und dann kommt für mich generell auch die Frage hoch: Was ist überhaupt Erfolg? Unsere Umsätze vom Kaffeehaus sind wirklich beachtlich, aber drüber freuen kann ich mich nicht wirklich, wenn ich sehe, was das System uns wegnimmt. Irgendwann kommst du dann an einen Punkt, wo du sagst: Ich kann und will nicht mehr so weiter machen, weil es ja gar keinen Sinn macht! Also. Handbremse anziehen, Kaffeehaus geht, Kaffeemarke bleibt. Am Ende sagen wir auch teilweise ein bisschen „Nein“ zu den Spielregeln des Systems! Wir wollen schlanker werden, knackiger und vor allem wollen wir nicht den Spaß an der Arbeit verlieren.“

Löffelmeter: „Ab 2017 also nur noch Catering und die Rösterei in der Altstadt?“

F. Steiner: „Genau. Das Catering und die mobile Kaffeebar machen Spaß und sind übersichtlich und mit der Standortfindung in der Altstadt hat sich mein Kreis wieder geschlossen. Ich wollte wieder da ansetzen, wo meine Gründungskernidee mal auch auf Papier gefasst wurde, nämlich eine lokale Kaffeemarke zu kreieren und zu etablieren. Ich wollte mit meinem Handwerk innerstädtisch bleiben, weil wir klein sind und klein bleiben wollen. Kaffeebusiness ist zwar ein Volumengeschäft, aber wenn ich Bock hätte, groß zu werden, dann wäre ich wieder in der Maschinerie drin und das will ich nicht. Ich bin jetzt so aufgestellt, dass ich das in Zukunft mit meiner Frau alleine machen kann. Aber das hat auch immer damit zu tun, ob du kapitalistisch veranlagt und geldgeil bist. Was wir halt nicht sind. Diese persönliche Einschränkung lebe ich vor, indem wir das Kaffeehaus schließen.“

Löffelmeter: „Ein konsequenter Schritt!“

F. Steiner: „Ja, aber die Reise geht jetzt halt weiter, weil ich Kaffeeröster bin und nicht mehr bedienen kann. Ich röste Kaffee und das mit Liebe, Leidenschaft und Überzeugung. Es ist ein neuer Abschnitt, wir haben gute Gedanken, ein gutes Produkt, im Vertrieb und bei den Events haben wir noch ein bisschen Luft, ich hole meine Bohnen, ich röste in Ruhe von Monatg bis Freitag, ich etikettiere die Pakete…Meine Familie und ich sind glücklich über diesen Schritt. Und wenn dann am 31.12.2016 um 14:00 Uhr der letzte Verkaufstag in der Lutherstraße zu Ende geht, schließt sich ein großes Kapitel und beginnt ein neuer Weg.“

Löffelmeter: „Unsere letzte Frage zum Abschluss. Wo gehst du mit deiner Familie am liebsten essen?“

F. Steiner: „Also für`s Mittagessen gehe ich ins Tati. Der Mittagstisch ist für mich der abwechslungsreichste. Vielfältig, frisch gekocht…tiptop. Abends gehen wir kaum essen, aber wenn, dann gehen meine Frau und ich asiatisch essen in Ladenburg. Da gibt es ein echtes chinesisches Restaurant „Ni Hao„. Alles selbstgemacht, authentisch, absolut Top!

Löffelmeter: Lieber Florian, tausend Dank für das wunderbare Interview!

www.floriansteiner.com

 

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