Was haben wir uns gefreut, auf die Premiere von Queen at the Castle eingeladen worden zu sein. Im Sommer 2020, als Corona bereits kreative Maßnahmen erforderte, durften wir schon bei der ersten Open Air Veranstaltung auf dem Schloss, von damals noch Sternekoch Martin Scharff dabei sein. Und das war ein Event, das uns noch in lebhafter Erinnerung war. Hier geht’s zum damaligen Bericht
Umso mehr haben wir uns auf jetzt wieder auf das grandiose Essen, Magier, Show und Queen-Cover-Band gefreut. Zugegebenermaßen waren wir bei der Queen-Nummer skeptisch. Sich an eine Jahrhundert-Stimme wie die von Freddy Mercury heranzuwagen ist ein Unterfangen, an dem schon so manch ambitionierte Sänger und Musiker kläglich gescheitert sind. Wir sollten an diesem bunten, großartigen Abend im Spiegelsaal des Schlosses eines Besseren belehrt werden.

Mit dabei am Premierenabend am 25. November (Termine bis Januar 2022 buchbar) waren ca. 200 geladene Gäste, die als erste in den Genuss des neuen Menüs und Programms kommen sollten. Durch zertifizierte Luftfilteranlage, Abstand und 2G+ Regeln mal wieder, nach langer Zeit, ein Abend, an dem auch ein wenig Sorglosigkeit für wahrlich zauberhafte Stimmung sorgte. Magier SOS Junior führte zwischen den insgesamt vier Gängen hochprofessionell durch die Show, überraschte das oftmals gebannte Publikum mit sensationellen Tricks und Illusionen und ließ mehr als einmal die Frage „wie hat er das gemacht?“ im Raume stehen – wie echte Magier das eben so tun.

Eine große Schaar an erstklassigem Service-Personal und Tischkellner*innen servierte gekonnt, ohne den kleinsten Holperer, bereits am Premierenabend, die unterschiedlichen Gerichte, großartige Weine und Longdrinks. Dieser sehr, sehr reibungslose Ablauf – von Einlass, Garderobe, Kontrolle, Champagner-Empfang bis hin zum Dessert war wirklich verblüffend und spricht für viele Durch- und Ablaufproben, detaillierte Planung und Liebe zum Detail. Eine logistische Glanzleistung!

Und wenn wir schon von Glanzleistungen sprechen, wäre wohl genau jetzt der Moment, um auf die anfängliche Skepsis bezüglich der Queen-Cover-Band zurückzukommen. Viele mögen es nicht wissen, aber das Löffelmeter-Team stand in grauer Vorzeit selbst auf diversen Bühnen – von harter Rockband bis Musical-Studium und Engagements, und weiß daher, welch großer Herausforderung sich Freddy-Frontman Valentin Findling samt Live-Band gestellt hat. Kurz gesagt – was die noch erstaunlich jungen Musiker hier abliefern, ist keine kleine, sondern eine große Sensation. Freddy selbst hätte vor dieser Kombo wahrscheinlich seine Krone gezogen.


Sie haben alle Hits der Mega-Band einfach nur abgeliefert – und das so professionell, mit so viel Liebe, Hingabe und auch Respekt vor den Vorbildern, dass wir noch Tage später schlicht sprachlos waren. Valentin Findling trifft mit einzigartiger Leichtigkeit nicht nur jeden Ton in Freddys Stimmfarbe, er macht die Songs gleichzeitig zu seinen, bringt seinen ganz eigenen Stil mit ein und hat augenscheinlich unfassbaren Spaß an dieser abendfüllenden Show. Gleich in mehreren bekannten Mercury-Outfits wirbelt er über die Bühne, performed als gäbe es kein Morgen und sorgt dafür, dass man noch Tage später den ein oder anderen Kultsong nicht aus dem Kopf bekommt und morgens mit Radio Gaga im Ohr aufwacht. Allein dafür würden wir nochmals Tickets für den Abend buchen.
Während in den Open-Air Events auf dem Schloss bisher die kulinarischen Kreationen aus Martin Scharffs kreativer Küche das absolute Highlight waren, das von den künstlerischen Darbietungen lediglich begleitet wurde, ist es bei dieser Show irgendwie genau andersherum.

Scharff selbst hat erst vor Kurzem auf eigenen Wunsch nach Jahrzehnten der Sterne-Gastronomie den Rücken gekehrt, dennoch ist die Erwartungshaltung, wenn der Meister zum Dinner ruft, eine große. Die unterschiedlichen Gänge, sowohl im klassischen als auch im vegetarischen Menü lesen sich großartig, überzeugen aber auf dem Teller nicht alle zu hundert Prozent.

So war die Petersilienwurzelsuppe mit Flusszanderklößchen oder Frischkäseravioli ein wahres Gedicht, das Duett von Thunfisch und Kalb als Vorspeise wirklich toll, der vegetarische Hauptgang wiederum eine herbe Enttäuschung. Gebackener Schafskäse mit Kichererbsen-Creme „Delikatessa“, gegrillter Aubergine und roten Zwiebeln hört sich spannend an und lässt vegetarische Herzen höher schlagen – die Umsetzung jedoch war an diesem Abend überraschend traurig, trocken, trist und ein bisschen lieblos.

Viele Köche hadern mit adäquaten vegetarischen Hauptgängen, sehen die Zubereitung als Pflicht und nicht als Kür. Bei Martin Scharff war das bisher nicht der Fall und lässt Fans seiner Küche verwundert zurück. Hinter dem Heidelberger Unternehmen „Delikatessa“ verbergen sich wohlbekannte, hochwertige, mediterrane Fertigprodukte, die wohl aufgrund einer Kooperation direkten Einzug in einige der Gerichte fanden. Als Lamy letztes Jahr als Partner sensationelle Laser-Installationen auf die Schlossmauern zauberte, hat uns das ein klein wenig besser gefallen. Alles in allem aber ein rundes, hochwertiges Menü, nur leider wenig überraschend. Wer weiß, vielleicht wird hier noch an der ein oder anderen Stellschraube gedreht. Das wäre wünschenswert, denn diese Show mit ein klein wenig mehr Raffinesse auf dem Teller, ergäben zusammen ein beispielloses Event, das sich kein*e Heidelberger*in in diesem Winter entgehen lassen sollte. Wir kommen gerne wieder.


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