der Vermutung ausgeliefert, nie und niemals wird eine Einschätzung aus der Ferne zu einem Urteil. Soweit möglich. Und: Wir sind uns für nichts zu schade! Aber bitte nicht falsch verstehen: wir sind keine wüsten „Challenge-Typen“, die eine Speiseaufnahme als Herausforderung sehen! Egal welcher Art. Nein, wir nehmen das Verköstigen eines jeden Gerichtes sehr ernst. Machen uns Gedanken, halten inne, exzerpieren, eruieren. Freuen uns über tolle Geschmäcker, sind erstaunt über manche Neuheit, schütteln oft den Kopf, denken über Gegessenes sehr lange nach, wundern uns nicht selten über Wiederkehrendes. Und manchmal fragen wir uns einfach nur nach dem warum?
So auch in diesem Fall. Dieser fordernde Test wurde nur durchgeführt und vollständig umgesetzt, da die letzte „halbe Hähnchen-Erfahrung“ einfach zu lange her ist. Ein Update sozusagen. Graue Schatten der Vergangenheit von fettiger, knuspriger Haut machen sich noch in unserem inneren Kino breit. Gezupftes, klebrige Finger, Knorpel, Knochen und zitronige Feuchttücher… Und es bleibt festzuhalten was die Erfahrung bestätigt, dass sich die Qualität des Hähnchens bei solchen Imbisswägen wenig bis gar nicht unterscheidet, wenn der Gockel-Lieferant „Wiesenhof“ heißt. Somit ist die kurze Kritik, keine am Betreiber (der versucht einfach nur Umsatz zu machen um sein Leben in möglich ruhige finanzielle Bahnen zu führen), sondern vielmehr eine am bewährten und geduldetem System.
Ein System, dass kurz und knapp auf Masse statt Klasse basiert und nur Profit als Leitfaden hat. Kein Herz, keine Seele, keine kulinarische Vision, keine ambitionierten „feed the world-Hintergedanken“. Nichts. Kalte Zahlen regieren und lassen solche Gastro-Systeme entstehen, auf dass jeder sein kleines Stück Billigfleisch ergattere. Und so erwarben auch wir mit mulmigem Gefühl am Mittwoch den 23. Oktober 2019 im Hasenleiser solch ein halbes Geflügel beim „Amigos“. Mulmig, weil wir eigentlich nicht wollten, aber die Erkenntnis und Neugier die Abneigung übermannte.
Die Karte pries Farmersalat für 2,00 €, Pommes für 2,00 € und ein halbes Hähnchen für 3,80 € an und die sehr freundliche Betreiberin fragte ohne viel Augenkontakt nach unserer Bestellung. Unsere Wahl fiel auf das Kombi-Paket: halbe Hähnchen mit Pommes für 5,00 € (Ersparnis 0,80 €) und den Farmersalat in der Plastikbox lehnten wir trotz wiederholter Anpreisung standhaft ab. Keine Zeit für Vitamine und mögliche Nebenwirkungen. Es sollte Gockel und Pommes sein. Mit Ketchup für 0,20 € extra.
Wir öffneten die zwei warmhaltenden Hähnchenbeutel (so die offizielle Bezeichnung), die Pommes und Hähnchen transportfähig machten und stellten mit Erstaunen fest, dass die Pommes mit der Fritteuse sehr ausgiebigen Kontakt unterhielten und eigentlich bis gar nicht essbar waren. Sie glichen fettigen und gleichzeitig trockenen Chips-Sticks. Das halbe Hähnchen befreiten wir aus dem Alubeutel, es löste sich die knusprige Haut wie von selbst und uns offenbarte sich eine schwitzende, fleischige Oberfläche, die sonderbar glänzte und uns fast schon geruchlos entgegen sprang. Der flüchtige Moment von Flamme und Grill war im Nu wie dahin, das Gezupfe begann, klebrige Finger wühlten, zogen gezüchtete Brocken auseinander, legten Knochen beiseite, beseitigten Knorpel und schließlich ließen wir nicht gesättigt und angeekelt vom Kadaver ab. Nichts hatte sich geändert. Die gleiche Ernüchterung, der gleiche Frust, der gleiche Unmut, die gleiche Trauer wie in der Vergangenheit.
Es ist schade und sehr traurig, wenn sich einem so unverblümt und roh offenbart, dass Quantität vor Qualität steht. Für manch einen mag dies ab und an funktionieren, für uns nur schwer nachvollziehbar.
Auszug aus der Karte: Pommes 2,00 €, halbes Hähnchen 3,80 €, ganzes Hähnchen 7,60 €, ganzes Hähnchen mit Pommes 9,60 €, Farmersalat 2,00 €, Ketchup, Mayo, Senf 0,20 €
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